Aschaffenburg (POW) Im Alltag ist Strom nicht mehr wegzudenken. Das beginnt bei Licht, Herd und Staubsauger und endet bei Smartphone und Fernseher. Doch es gibt eine Kehrseite dieser Entwicklung: Das Erzeugen der benötigten Energie belastet die Umwelt, und die Kosten sind durch die Energiepreiskrise ordentlich angestiegen. Menschen, die in Armut leben, trifft das ganz besonders. Deswegen haben die Aschaffenburger Caritas und die Diakonie Untermain sich gemeinsam dem bundesweiten Projekt Stromsparcheck angeschlossen.
„Der Stromsparcheck ist eine Art kostenlose Energieberatung für einkommensschwache Haushalte, also für Menschen, die in Armutslagen leben“, erklärt Wolfgang Grose, Fachbereichsleiter Soziale Dienste der Diakonie Untermain. Gemeinsam mit seinem Kollegen Christoph Schlämmer vom Caritasverband Aschaffenburg, der beim Stromsparcheck als Projektleiter im Hintergrund tätig ist, entwickelte er die Idee für die Umsetzung des Konzeptes. Das Jobcenter Aschaffenburg vermittelte vier Langzeitarbeitslose, die für dieses Projekt eingestellt und geschult wurden. Außerdem wurde Alexander Kausen eingestellt, ein Sozialpädagoge und gelernter Elektriker, der als Lokalkoordinator für die operative Umsetzung zuständig ist.
Projektstart war im April 2023. Die am Stromsparcheck Interessierten werden vor allem über die Beratungsstellen von Caritas und Diakonie und über die Jobcenter vermittelt. Vereinbart werden zunächst zwei Hausbesuche. „Beim ersten Mal erstellen wir einen Erfassungsbogen, auf dem wir die vorhandenen Elektrogeräte festhalten“, erklärt Stromsparhelfer Günter Herrgott. Ziel ist es, die Stromfresser in der Wohnung zu finden. Typische Kandidaten dafür sind laut Herrgott Kühlschränke, Trockner, Spülmaschine, alte Waschmaschinen oder Plasma-TV.
Die Stromsparchecker haben auch Geräte dabei, mit denen sie den Verbrauch messen können. Die Ergebnisse werden dann in eine Datenbank eingegeben und ausgewertet. „Dann wird ein zweiter Termin vereinbart, bei dem die Ergebnisse vorgestellt werden“, erklärt Stromsparhelfer Werner Glassel. Da kann ganz schön etwas zusammenkommen, zum Beispiel bei einem Fernseher, der das ganze Jahr auf Standby ist: „Da kann man Ruckzuck mal 20 bis 30 Euro durch eine schaltbare Steckdosenleiste sparen“, weiß Glassel. Das Team hat bei diesem zweiten Besuch solche Steckdosenleisten dabei – und auch Sparlampen, Abdichtband, Durchflussbegrenzer und andere Energiesparhelfer im Gepäck. Im Einzelfall könnten so bis zu 300 Euro im Jahr beim Verbrauch eingespart werden, erklärt Lokalkoordinator Kausen. Nach seinen Worten gilt bei der Beratung das Prinzip: „Wir sagen nicht: Schalte alles ab und laufe im Dunkeln durch die Wohnung, sondern wir wollen beim Einsparen helfen, ohne dass es große Einschnitte im Haushalt gibt.“
Erste Erfahrungen zeigten, dass die Kunden sehr dankbar seien für die Besuche, vor allem wenn sie erlebten, dass sie selber für den Service nichts bezahlen müssen. Die Stromsparchecker könnten auch dabei helfen, an Zuschüsse zu kommen, wenn Altgeräte sich als Stromfresser erweisen und nur die Anschaffung eines neuen Gerätes weiterhelfe. „Wir machen hier Beratung auf Augenhöhe, weil unsere Berater aus persönlicher Erfahrung wissen, wie es ist, nur wenig Geld zur Verfügung zu haben“, sagt Schlämmer. Geplant ist, dass die Haushalte nach einem Jahr noch einmal besucht werden. „Dann schauen wir uns die Rechnungen an und sehen, was sich denn da getan hat“, erklärt Kausen. Das ist nicht nur wichtig für die Statistik und die Frage, was die Maßnahmen gebracht haben. Hier sollen auch Erfahrungen gesammelt werden, um die Beratung insgesamt zu verbessern.
Das Projekt sei gut angelaufen, die Kunden seien zunächst vor allem über die Beratungsstellen, das Jobcenter und Wohngeldbehörden über das Angebot informiert worden. Und sogar Energieversorger wiesen auf die Stromsparchecker hin, sagt Schlämmer: „Jeder Energieversorger, der einem Kunden eine Sperrandrohung schicken muss, kann jetzt parallel über das Beratungsangebot informieren“. Inzwischen nehme auch die Mundpropaganda zu – ein weiteres Zeichen dafür, dass die Besuchten zufrieden seien mit dem Angebot. Rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit hätten die Mitarbeiter auch eine Fortbildung im Bereich „Heizen“ gemacht und könnten nun auch Tipps geben, wie man im Bereich Wärmeenergie sparen kann.
Für Schlämmer und Grose hat das Projekt die Bezeichnung „Nachhaltig“ wirklich verdient. „Es geht nicht nur darum Energie und CO2 einzusparen und die Schöpfung zu bewahren, dieses Projekt hat auch eine soziale und eine wirtschaftliche Komponente“, sagt Grose. So erhielten dadurch Langzeitarbeitslose eine Anstellung und würden als Stromsparhelfer ausgebildet. Und sowohl die Kunden als auch die Gesellschaft als Ganzes sparten durch die Beratungen und Maßnahmen Geld.
Bei diesem bundesweiten Projekt sind es nicht immer kirchliche Träger, die Stromsparberatung betreiben. Dass sich in Aschaffenburg die beiden Hilfswerke der Kirchen zusammen getan haben, ist für Grose fast schon eine Selbstverständlichkeit. Es gebe in der Stadt eine gute ökumenische Tradition. „Das gehört zur DNA unserer beiden Kirchen: Die Bewahrung der Schöpfung und Einsatz für soziale Gerechtigkeit“.
Das Büro der Stromsparchecker von Caritas und Diakonie ist in der Aschaffenburger Heinsestraße 2-4, Telefon 06021/4495300, zu erreichen. Informationen zum bundesweiten Stromsparcheck-Projekt gibt es im Internet unter www.stromspar-check.de.