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Tagungshäuser als ein zentrales Thema

Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats – Vorsitzender Dr. Michael Wolf mahnt eine Beschreibung diözesaner Ziele an – Bischof Dr. Franz Jung nennt Kommunikation der geplanten Schließung einiger Häuser „nicht gut“

Würzburg (POW) Das Thema diözesane Tagungshäuser hat bei der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken eine wichtige Rolle gespielt. Sowohl Bischof Dr. Franz Jung als auch Vorsitzender Dr. Michael Wolf kamen bei ihren Redebeiträgen darauf zu sprechen. In seinem „Bericht zu Lage“ sagte Wolf, der im Dezember veröffentlichten Beschluss, die Häuser in Schmerlenbach, Retzbach, Bad Königshofen und das Schullandheim Thüringer Hütte zu schließen oder zu verkaufen, könne „als abschreckendes Beispiel“ dienen. „Aus meiner Sicht muss in allernächster Zukunft eine klare Beschreibung der diözesanen Ziele erfolgen und diözesanweit abgestimmt werden“, sagte er am Freitag, 19. März, bei der virtuellen Veranstaltung.
 
Ohne vorige Kommunikation sei es verständlich, dass die Entscheidungen zur Zukunft der Häuser zu emotionalen Reaktionen bei den Betroffenen führten. Diese gäben im Allgemeinen einem Gefühl der Machtlosigkeit und einer Frustration Ausdruck, erläuterte der Diözesanratsvorsitzende. „Hier muss die Diözesanleitung mit dem entsprechenden Echo aus kirchlichen und auch gesellschaftlichen Kreisen leben.“ Gleichzeitig rufe nicht jeder, der sich kritisch zum Vorgehen äußere, gleich zur Revolution auf, sondern mahne notwendige Änderungen an. Die rund 90 Delegierten des höchsten Laiengremiums des Bistums waren coronabedingt alle digital zugeschaltet, lediglich der Vorstand des Diözesanrats war, nach zuvor erfolgtem, jeweils negativen Schnelltest, in der Jugendbildungsstätte Unterfranken im Würzburger Stadtteil Heuchelhof versammelt.
 
Wolf erklärte, dass zwar seit vergangenem Sommer eine Umschreibung der Ziele für das Bischöfliche Ordinariat vorliege. Diese bewertete er aber als unvollständig, insbesondere weil darin nicht ersichtlich sei, wann ein Ziel erreicht sei. „Bei vielen Punkten handelt es sich um operative, nicht strategische Ziele. Und genau um die Definition der strategischen Ziele und die Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen, werden wir als Diözese nicht herumkommen.“ Ihm sei bewusst, dass ein solcher Plan nicht einfach zu erstellen sei, unter anderem, weil er mit vielen Beteiligten abgestimmt werden müsse, sagte Wolf. „Die Alternative ist, Maßnahmen kurzfristig zu treffen, sie nicht in einen größeren Zusammenhang zu stellen und damit dem Anschein der Willkür Tür und Tor zu öffnen.“
 
Für Wolf ist Kommunikation eines der Hauptprobleme der katholischen Kirche in Deutschland. Das hätten nicht zuletzt die Vorgänge in Köln gezeigt. „Hier trifft meiner Ansicht nach eines der wirklichen Probleme der katholischen Kirche mit den Menschen unserer Zeit ganz klar zu Tage: Es trifft die monarchische Kirchenstruktur auf das Selbstverständnis der Nichtgeweihten von heute. In der Kirche liegen Legislative, Exekutive und Judikative in einer Hand – in der der zuständigen Bischofs. Gewaltenteilung und hinreichende Überwachung sind damit nicht möglich.“ Wolf sagte, dass das Kirchenrecht änderbar sei. Schon in Neuen Testament seien verschiedene Gemeindeverfassungen mit mehr oder weniger demokratischer Struktur beschrieben. „Lassen Sie uns nicht nur klagen, lassen Sie uns gemeinsam anpacken, um der Kirche, um uns eine Zukunft zu geben“, appellierte Wolf an die Delegierten.
 
Bischof Jung räumte ein, die Kommunikation rund um die Entscheidung, die Trägerschaft einiger Tagungshäuser abzugeben, sei „nicht gut“ gewesen. Er könne jeden Ärger verstehen. Es habe sich aber bei der Steuerschätzung im vergangenen Herbst gezeigt, dass nicht zuletzt coronabedingt ein Rückgang der Einnahmen um 20 Millionen Euro bevorstehe. Deswegen habe kurzfristig eine strategische Entscheidung getroffen werden müssen. „Wir alle wissen aber: Corona war hier nicht die Ursache, sondern nur ein Beschleuniger.“ Es sei in früheren Jahren „nicht sauber geplant“ worden. Mit der daraus resultierenden Situation müsse jetzt umgegangen werden. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber wenn wir die Tagungshäuser nicht abgeben, muss anderswo gespart werden.“ Die Delegierten des Diözesanrats lud Bischof Jung dazu ein, sich bei der Beschreibung der Bistumsziele einzubringen.
 
Einige Mitglieder des Diözesanrats kritisierten bei der Aussprache, das Bistum habe sich bei Gesprächen mit Politikern aus den betroffenen Landkreisen unprofessionell und unglaubwürdig gezeigt, da es wenig konkrete Vorschläge für ein weiteres Vorgehen gemacht habe. „Zu viele Vorgaben wären kontraproduktiv“, erklärte Bischof Jung. Dem ebenfalls aus Reihen der Delegierten vorgebrachten Vorschlag, Defizite bei den Tagungshäusern aus den Mitteln des Bischöflichen Stuhls zu begleichen, musste Bischof Jung eine Absage erteilen. „Das ist keine Nebenkasse, über die ich frei verfügen kann.“ Zugleich verkündete er, dass aktuell die Verhandlungen über die Zukunft des Hauses Sankt Michael „sehr vielversprechend“ liefen.