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Vom Bombenlärm aus dem Schlaf gerissen

Im Jugendhaus Sankt Kilian hat eine Familie von ukrainischen Kriegsflüchtlingen vorübergehend Quartier gefunden

Miltenberg (POW) Seit Aschermittwoch hat das Jugendhaus Sankt Kilian eine Familie aus der Ukraine zu Gast. Magsood Nawsaz ist mit seiner Frau und seinen fünf Kindern vor dem Krieg geflüchtet und jetzt in der Villa Kolonat untergebracht. Das ist eine kleine Übernachtungseinheit des Jugendhauses, die mit eigener Küche und eigenem Bad ausgestattet ist. Das Landratsamt hatte sich wegen der Unterbringung an Lukas Hartmann, Leiter der Einrichtung, gewandt, und der konnte schnell und unbürokratisch helfen.

Wenn Nawsaz erklären will, was seine Familie erlebt hat, dann zeigt er ein Bild, das sein achtjähriger Sohn Arian nach der Ankunft in Miltenberg gemalt hat. Man sieht darauf Panzer, die ukrainische und die russische Flagge und tote Soldaten, die in ihrem Blut liegen. Bei Kriegsbeginn am 24. Februar seien sie vom Lärm der Bomben geweckt worden, erzählt er. Die Kinder hätten in den Bombenpausen immer wieder gefragt, ob der Krieg denn jetzt vorbei sei. Aber das war er natürlich nicht und wird es wohl auch lange nicht sein.

 

Deshalb hat sich die Familie auf den Weg in den Westen gemacht. Fünf Tage waren sie unterwegs. Ihr Ziel war der Untermain, sie hatten bereits über vier Jahre in Amorbach gelebt. Dort sind auch die beiden jüngsten Kinder Sadaf und Milad geboren. Vor zweieinhalb Jahren mussten sie zurück in die Ukraine, doch jetzt sind sie wieder da und würden gerne für immer bleiben. In dem Städtchen am Rand des Odenwalds hat die Familie noch Kontakte, das Jugendhaus soll für sie nur eine Übergangsstation sein.

Das Team des Jugendhauses stellt nicht nur die Räume zur Verfügung, es kümmert sich auch um die Verpflegung der Familie. Das Frühstück und das Mittagessen bekommen sie von der Großküche zubereitet, für das Abendessen erhalten sie Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Bei Hartmann sind inzwischen weitere Anfragen eingetroffen. Zum Beispiel sucht eine Kirchengemeinde aus Stuttgart nach einer Unterkunft für Kinder aus evakuierten Waisenhäusern. In diesem Fall kann das Jugendhaus keine Lösung sein. Gerade kommen nach dem coronabedingten Buchungseinbruch wieder vermehrt Schulklassen für Tage der Orientierung ins Haus. Trotzdem will der Leiter des Hauses jede Anfrage, die bei ihm eintrifft, ernsthaft prüfen. „Es ist ein schönes Zeichen, dass inzwischen auch Leute aus der Bevölkerung bei uns nachfragen, ob sie uns unterstützen können, wenn wir diesen Menschen helfen“, erzählt Hartmann.

 

Der 37-jährige Pädagoge ist selbst noch schockiert, dass es in Europa direkt vor der Haustüre wieder einen Krieg gibt. „Wir sind ja eine Generation, die in Friedenszeiten und stabilen Demokratien aufgewachsen ist“, sagt er. Für ihn gehört es ganz ohne Frage zum Auftrag der Christen, sich um Menschen zu kümmern, die Hilfe brauchen. Magsood Nawsaz ist unendlich dankbar für die Hilfe, die er im Jugendhaus und überhaupt hier in Deutschland erfährt. Sein Sohn hat noch ein anderes Bild gemalt, das ein buntes Haus in der Sonne zeigt. Das Bild heißt „Friede“, erklärt er.