Mit dem KAB-Diözesansekretär Joachim Schmitt als Moderator sprachen auf dem Podium Hiltrud Stöcker-Zafari vom Frankfurter Verband binationaler Familien und Partnerschaften und Rudi Großmann, ehrenamtlicher DGB-Kreisvorsitzender und Mitglied des Helferkreises für Asylbewerber in Erlenbach. Frau Stöcker-Zafari berichtete aus ihrem Arbeitsbereich von einer Zunahme von Diskriminierungen der Menschen, denen man ihre ausländischen Wurzeln ansieht. Das ginge soweit, dass manche muslimischen Eltern sich fürchteten, ihre Kinder alleine auf die Straße zu lassen. Sie konnte aber auch Erfahrungen berichten, bei denen Mitmenschen gerade jetzt einen großen Zusammenhalten demonstrieren. Ein Gutes könne sie der augenblicklichen Diskussion abgewinnen: "Noch vor wenigen Jahren war Migration ein Nischenthema, jetzt ist die Diskussion darüber in den Mittelpunkt gerückt."
Rudi Großmann ist sich gerade auf Grund seines ehrenamtlichen Engagements für und mit Flüchtlingen sicher, dass diese Menschen eine große Chance für unser Land bieten. So sei es beispielsweise in Erlenbach kein Problem gewesen, Flüchtlinge zu motivieren, bei der Kirchenrenovierung mitzuhelfen. "Integration kann gelingen, wenn wir alle aufeinander zugehen", sagt der ehemalige Betriebsratsvorsitzende. Allerdings brauche es dafür, da waren sich Stöcker-Zafari und Großmann einig, sowohl das Engagement für die Integration vor Ort als auch bessere Rahmenbedingungen durch die Bundespolitik. '"Viele der aufgelegten Programme haben eher Symbolcharakter und gehen bislang noch nicht an eine Veränderung von Strukturen", bedauerte Stöcker-Zafari. Bezahlbaren Wohnraum nannte Großmann als eine der wichtigsten Aufgaben, die als nächstes angegangen werden müsse, auch um keine Sozialneid-Debatte loszutreten. Beide Podiumsgäste lehnten eine Obergrenze für Flüchtlinge ab und forderten gleichzeitig, dass mehr getan werden muss, um die Fluchtursachen zu bekämpfen. Dazu erinnert der Wolfgang Härtel, Leiter des Fachbereichs Sozial- und Asylberatung einer der Veranstalter des Abends, daran, dass das alte Ziel von 0,7% Prozent des Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe auszugeben, bislang noch nie erreicht wurde.
Es war zu spüren, dass die Podiumsteilnehmern in vielem auch dem Publikum des Abends aus dem Herzen sprachen. In einer angeregten Diskussion wurden positive Beispiele und Probleme genannt. Lavidije Zidi, die selbst in den 90iger Jahren aus dem Kosovo geflohen war und inzwischen als Lehrerin arbeitet, demonstrierte in einem kurzen Rollenspiel, wie ihre Integration gelungen war. Sie zeigte auf, dass es dafür zuallererst eine offene Gesellschaft braucht, die den Neuankömmlingen eine Chance gibt, hier anzukommen. Es wurde aber auch die Sorge angesprochen, dass die vielen ehrenamtlichen Helfer langsam müde werden. Flucht und Integration, so merkte ein anderer Teilnehmer an, seien in der politischen Diskussion inzwischen so dominant geworden, dass kaum noch über anderes gesprochen würde. Es gäbe aber noch andere wichtige Themen, die behandelt werden müssten, damit unsere Gesellschaft vorn kommt.
Die Aschaffenburger Band "Moment mal" begleitete und kommentierten den Abend mit zum Großteil selbstgeschriebenen Liedern. Den Diskussionsteil schloss sie aber mit dem über 50 Jahre alten Song von Bob Dylon "The times, they are a-changing - die Zeiten ändern sich" ab. Für die Zuhörer schloss sich damit ein Kreis: Zeitenwenden sind wohl für jede Generation wieder neu zu bewältigen.