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Zukunft auf solidem Fundament

Generalvikar Vorndran: „Wertvolle und wichtige Jugendarbeit am Untermain geht weiter“ – Bistum Würzburg verkauft Jugendhaus Sankt Kilian und mietet es zurück – Investor aus Aschaffenburg verpflichtet sich zu umfangreicher Sanierung der Gebäude

Miltenberg/Würzburg (POW) Der Betrieb des Jugendhauses Sankt Kilian in Miltenberg wird weitergeführt. „Die Zukunft des Jugendhauses ist auf einem soliden Fundament gesichert“, sagte Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran am Mittwoch, 7. Dezember, bei einem Pressegespräch in Miltenberg. Das Bistum Würzburg verkauft die Einrichtung an die H&B Hallen- und Bodenentwicklungsgesellschaft mbH aus Aschaffenburg und mietet sie zunächst für zehn Jahre zurück, „mit der Option auf eine Verlängerung um zwei mal fünf Jahre“, wie Finanzdirektor Ordinariatsrat Sven Kunkel betonte. „Wir sind dankbar, dass das Jugendhaus Sankt Kilian auch in Zukunft ein Ort für die kirchliche Jugendarbeit und Jugendbildung bleibt und freuen uns auf viele bekannte und auch neue Formate“, sagte Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge.

Für die Mitarbeitenden ändert sich laut Generalvikar Vorndran durch die neuen Eigentumsverhältnisse nichts. „Die pastoralen Angebote werden fortgeführt, die Bildungsarbeit mit und für junge Menschen bleibt und geht zielgerichtet weiter. Die Verpflegung der umliegenden Einrichtungen ist gewährleistet.“ Durchschnittlich 500 Essen werden täglich außer Haus geliefert. „Ich bin fest überzeugt: Nur wer bereit ist, sich zu verändern, hat heute eine Zukunft.“ Mit der Abgabe der Immobilie sei die Zukunft der „wertvollen und wichtigen Jugendarbeit hier am Untermain“ gesichert.

Finanzdirektor Kunkel skizzierte die Ereignisse seit dem Beschluss der Bistumsleitung im Dezember 2020, einen Kooperationspartner für das Jugendhaus zu suchen. Erste Kontakte mit Landratsamt und Rathaus seien ohne konkrete Ergebnisse geblieben. Nach Rücksprache mit den diözesanen Gremien sei dann das Haus mit Hilfe eines auf Sozialimmobilien spezialisierten Dienstleisters ausgeschrieben und Dossiers an elf Interessenten versandt worden. „Wir haben uns dann für den Besten entschieden." Der Investor vermiete das Jugendhaus – mit Ausnahme der Mietwohnungen in der „Villa“ – komplett an die Diözese und kümmere sich um notwendige Instandsetzung. Festgeschrieben seien im Vertrag unter anderem eine Dämmung von Dächern und Kellern sowie ein teilweiser Austausch der Fenster. Lediglich Schönheitsreparaturen müsse der Mieter übernehmen. Die H&B Hallen- und Bodenentwicklungsgesellschaft mbH bezeichnete Kunkel als „sehr guten und zuverlässigen Partner“.

„Jugendarbeit liegt mir am Herzen“, sagte Roland Baum, Geschäftsführer von H&B. Die Expertise der Firma liege in der Immobilienprojektentwicklung. Kunden seien im Rhein-Main-Gebiet unter anderem die Linde AG, die Arbeiterwohlfahrt oder auch die Stadt Aschaffenburg. Für diese habe er unter anderem Wohnungen saniert.

Stichwort Jugendhaus Sankt Kilian Miltenberg

Die Geschichte des heutigen Jugendhauses Sankt Kilian reicht 150 Jahre zurück. Zwischen 1872 und 1904 entstanden auf dem Gelände des heutigen Jugendhauses die Gebäude Haus Totnan und die Villa Anna (heute Villa Kolonat). In den Jahren danach kam das heutige Haupthaus Kilian hinzu. In den nächsten Jahrzehnten wechselten regelmäßig die Besitzer, bis 1927 das Bischöfliche Ordinariat Würzburg das Gelände von der Stadt Miltenberg erwarb, um darin ein Bischöfliches Knabenseminar zu betreiben.

Das Kilianeum wurde am 19. April 1927 eingeweiht und startete den Betrieb mit 100 Internatsschülern. Auf Anordnung der Stadt Miltenberg wurde Ende März 1939 das Kilianeum geschlossen. Das Gebäude wurde zu einem staatlichen Schülerheim umfunktioniert. Während des Zweiten Weltkrieges wandelte man das Gebäude des Schülerheims in ein Reservelazarett um. Die Hauskapelle diente als Operationssaal, die Schlafsäle und der Theaterraum als Krankenlager für verwundete Soldaten. Am 31. März 1945 besetzten Truppen der US-Armee Miltenberg. Das Reservelazarett wurde aufgehoben. Das Heimgebäude diente zeitweise amerikanischen Soldaten als Unterkunft. Durch Verhandlungen mit der Militärregierung und ortsansässigen Politikern konnte das Kilianeum im Januar 1946 wieder seiner alten Bestimmung zugeführt werden. In den folgenden Jahren wuchsen die Schülerzahlen stetig an, das Leben im Kilianeum blühte auf, und die Einrichtung wurde zu einem festen Bestandteil der Stadt Miltenberg. Viele junge Männer verließen als Abiturienten das Kilianeum und schlugen den Weg des Priesterberufes ein.

1982 fällte die Bistumsleitung die Entscheidung, das Kilianeum als Knabenseminar aufzulösen und das Gebäude in ein Jugendbildungs- und Tagungshaus umzuwandeln. Am 1. August 1983 wurde das Jugendhaus Sankt Kilian offiziell eröffnet. Von Anfang an hatten die Regionalstelle für Kirchliche Jugendarbeit und das Diözesanbüro ihre Dienststellen im Haus. Immer wieder wurde das Haus in den folgenden Jahren modernisiert und den aktuellen Ansprüchen einer Beherbergungsstätte entsprechend umgebaut.

Parallel zum Tagungsbetrieb entwickelte sich mit der externen Mittagsverpflegung für das Jugendhaus Sankt Kilian ein zweites Geschäftsstandbein. Die Großküche kocht nicht nur für die Hausgäste, sondern auch für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Kindergärten, Schulen und sozialen Einrichtungen in der Region.

Zwischen 2012 und 2014 wurde das Haus Totnan generalsaniert und beherbergt seitdem das Diözesanbüro, die Ehe- und Familienseelsorge der Dekanate Miltenberg und Obernburg, die Regionalstelle für Kirchliche Jugendarbeit sowie das Bildungsreferat des Jugendhauses. Seit Januar 2019 ist das Jugendhaus mit dem international anerkannten Umweltgütesiegel EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ausgezeichnet.